Wenn ein Krieg droht… – Kom­men­tar – Wilhelm Schmülling

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Wie schnell doch die Zeit vergeht! Im März-Heft 2014 der HUMANEN WIRTSCHAFT schrieb ich: „Da Deutsch­land keine Feinde hat, braucht es auch keine Rüstung.“ Hat Deutsch­land durch die aktu­el­le Ost-West-Konfron­ta­ti­on wieder einen Feind im Osten? Droht der kalte Krieg wieder­auf­zu­le­ben? Kann daraus ein heißer Krieg werden? Solche Ängste sind berech­tigt. Also doch rüsten? Ganz entschie­den sagen wir: Nein! Wir wollen doch nicht den Zweck­lü­gen beider Seiten aufsitzen.
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Wenn wir aber den Krieg als Fort­set­zung der Außen­po­li­tik ableh­nen, dann müssen wir das wahre Ziel jeder Außen­po­li­tik erken­nen, nämlich den Nutzen für das eigene Land auf Kosten eines ande­ren zu mehren. Zunächst wird mit diplo­ma­ti­schen Mitteln versucht, das Ziel zu errei­chen. Gelingt das nicht, folgt stufen­wei­se die Eska­la­ti­on – angeb­lich nur zum Schutz der eige­nen Bürger im frem­den Land. Letzt­lich – wenn die Diplo­ma­tie versagt – kommt es zur Gewaltanwendung.
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So gese­hen befin­den wir uns immer noch auf der barba­ri­schen Stufe der mensch­li­chen Entwick­lung. Wenn wir immer wieder töten und unsere Mitmen­schen wegen des Profits ausbeu­ten, wird der gegen­sei­ti­ge Hass zuneh­men und das Ende kann nur wieder Krieg sein, wie es schon Silvio Gesell in seinem oft zitier­ten Brief an die Berli­ner Zeitung schrieb. Der gewal­ti­ge Fort­schritt der Natur­wis­sen­schaf­ten verlei­tet uns zu dem Glau­ben, wir lebten in einer zivi­li­sier­ten Welt. Man braucht sich nur die mili­tä­ri­schen Ausdrü­cke von der Welt­raum­ero­be­rung anzu­hö­ren um zu erken­nen, wer wir sind: Menschen, die den Urwald hinter sich gelas­sen haben, aber im Urwald­den­ken der Stam­mes­krie­ger verhar­ren. Mitt­ler­wei­le kann es die hoch­zi­vi­li­sier­te Mensch­heit schaf­fen, mit Atom­waf­fen sich selbst auszu­rot­ten. Großartig!
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Jedoch ist es eigen­ar­tig, dass diese hoch­in­tel­li­gen­ten Wesen kaum nach den Ursa­chen der stän­di­gen Gewalt fragen. Wenn sie es doch einmal tun, dann sind es einzel­ne Perso­nen, z. B. Dikta­to­ren, die man beschimpft oder Könige, die man dafür sogar lobt: Otto der Große, oder Karl der Große usw.
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Wieso die Herr­schen­den ganze Völker dazu brin­gen konn­ten, ihre Nach­barn zu über­fal­len, lag nicht an ihrem Charis­ma, sondern an ihrer Fähig­keit, die Not der Unter­ta­nen zu nutzen, damit sie frei­wil­lig in den Krieg zogen. Weder wurde nach den Ursa­chen der sozia­len Not gefragt, noch wurden Maßnah­men ergrif­fen, sie zu besei­ti­gen. Menschen in einem Land mit sozia­ler Gerech­tig­keit und Wohl­stand blei­ben dauer­haft kriegsunwillig.
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Auch im 21. Jahr­hun­dert muss man mit Zweck­lü­gen das eigene Volk kriegs­be­reit machen. Der wahre Grund wird verschwie­gen, nämlich die Besitz­nah­me frem­den Landes, man kann es auch Land­raub nennen. Dafür prägte man einen Begriff: Impe­ria­lis­mus. Wer Frie­den will, muss sich mit der Rechts­form des Grund­be­sit­zes auseinandersetzen.
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Nun hat sich in der Ausein­an­der­set­zung zwischen Russ­land und den west­li­chen Staa­ten „alles so zuge­spitzt, dass man nicht vor und nicht zurück kann. Die alten Metho­den versa­gen. Die ‚Sicher­heits­fra­ge‘ ist nicht zu lösen ohne Frei­land, ‚die eherne Forde­rung des Frie­dens‘.“ Hier­mit drück­te Silvio Gesell sein Haupt­an­lie­gen aus, den Frie­den zu sichern.
Gesell schreibt weiter: „Die Ursa­che des in allen Kultur­staa­ten herr­schen­den bürger­li­chen Kriegs­zu­stan­des ist wirt­schaft­li­cher Natur. … Ist die Wirt­schaft in Ordnung, so ist auch der Friede gesi­chert. … Auch Rasse und Spra­che veran­las­sen keinen Krieg, wie denn über­haupt der Krieg nichts mit den Lebens­er­schei­nun­gen zu tun hat. Schon allein der Umstand, dass sich die Krie­ger künst­lich (Unifor­men) als Freund und Feind kenn­zeich­nen müssen, dass eine Schlacht zwischen nack­ten Batail­lo­nen undenk­bar ist, sagt genug in der Beziehung.“…
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Wie kann man also einen Krieg verhin­dern? Mit der Forde­rung nach Abrüs­tung allein wird nichts erreicht. Sie ist nicht der erste Schritt zur Errei­chung des Frie­dens, sondern der letzte. Sind alle Kriegs­grün­de besei­tigt, die in der falschen Geld- und Boden­ord­nung liegen, ist selbst die Forde­rung nach Abrüs­tung hinfäl­lig. Dann ist sie die selbst­ver­ständ­lichs­te Sache der Welt. Sie ist natür­lich, wenn die Natür­li­che Wirt­schafts­ord­nung Wirk­lich­keit gewor­den ist.
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Was würde denn ein Krieg zwischen Russ­land und der Nato einbrin­gen? Antwort: Nichts als Tod und Verwüs­tung. Also muss die Zünd­schnur, die gegen­sei­ti­ge Hetze, gekappt werden.
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Grund­le­gend bedarf es des sozia­len Frie­dens in Wohl­stand und Gerech­tig­keit. Da ist die Blau­pau­se der Human­wirt­schaft­ler unerlässlich.