LIBOR – Lug und Trug

Hätte man sich ausden­ken sollen, was noch hätte passie­ren müssen, damit das ohne­hin auf lange Zeiten verlo­re­ne Vertrau­en zu Banken, noch weiter zerrüt­tet wird,  man wäre darauf nicht so schnell gekom­men: Ein ganzes „Orches­ter“ an führen­den Groß­ban­ken hat mit dem LIBOR so eine Art „Urme­ter“ der Finanz­welt mani­pu­liert.  René Zeyer vergleicht das und sagt, es sei als würde in Paris hinter verschlos­se­nen Türen der Urme­ter um einen Zenti­me­ter abge­feilt. Die Auswir­kun­gen dieser Betrü­ge­rei­en in alle Berei­che sind immens und können kaum in Zahlen ausge­drückt werden.

Die Entde­ckung der Mani­pu­la­ti­on der Groß­ban­ken am LIBOR ist eine Art Offen­ba­rungs­eid der Finanz­welt, denn sie konnte nur in einer „konzer­tier­ten Aktion“ durch­ge­führt werden. Es muss eine Mischung aus Hilf­lo­sig­keit, Erfolgs­druck, Gier und all den Schlech­tig­kei­ten sein, die den Finanz­markt­ak­teu­ren seit 2008 klischee­haft ange­dich­tet werden, welche zu dem sich jetzt offen­ba­ren­den Desas­ter geführt haben.

Das Gefühl bei den Betei­lig­ten, eigent­lich nichts mehr verlie­ren zu können, muss eine Rolle spie­len. Sich irgend­wie durch­wurs­teln. Den nächs­ten Gehalts­scheck errei­chen, den nächs­ten Bonus, einen „golde­nen Hand­schlag“. Vertrau­en kann sowie­so nicht mehr so schnell aufge­baut werden. Nach mir die Sintflut!

Und doch, auch wenn dieses Verhal­ten zum Himmel stinkt und die Verant­wort­li­chen zur Rechen­schaft gezo­gen werden müssen. Wir dürfen nicht den Fehler machen, zu glau­ben, die Krise sei eine Abfol­ge indi­vi­du­el­ler, rein mensch­li­cher Schlech­tig­kei­ten. Auch wenn morgen lauter „gute Menschen“ an den Schalt­he­beln der Finanz­märk­te säßen, wären wir die wich­tigs­ten Proble­me nicht los.

Auch ohne die Mani­pu­la­ti­on des LIBOR, ohne „dicke“ Boni, ohne Gier von Bankern und Brokern usw. bliebe ein im Kern zerstö­re­ri­sches Geld­sys­tem, das nieman­den noch so Wohl­mei­nen­den die Chance ließe, es lang­fris­tig zum Guten zu wenden.  Uner­bitt­lich wird über das Geld­sys­tem unser aller Leis­tung von den Armen (respek­ti­ve Flei­ßi­gen) zu den Reichen geschau­felt. Und uner­bitt­lich sammeln sich immense Summen bei den weni­gen Super­rei­chen an. Uner­bitt­lich werden alle Arbei­ten­den genau so ausge­beu­tet wie die Natur, unser aller Lebensgrundlage.

Es genügt nicht die Köpfe auszu­tau­schen. Wir brau­chen ein neues Geld­sys­tem und das so schnell wie möglich!

Fünf vor Zwölf © Martin Bangemann, Kontakt: bestmoose.biz

Fünf vor Zwölf

3 Antworten

  1. Rolf Kuntz sagt:

    Hallo Frau Fichtner,

    es ist nicht mehr 1 vor zwölf, sondern es hat schon 13 geschlagen!

    Wir haben zum Jahres­wech­sel 1213 einen fixen Termin der IGU (Initia­ti­ve Grund­ein­kom­men Ulm) aufge­löst und statt dessen einen flexi­blen gesetzt. Und zwar immer am 13. des Monats. So gibt es einen rollie­ren­den Tag und mehr Leute haben die Möglich­keit zuzustoßen.

    Der Abend hier in Ulm/Donau heißt: Poli­ti­scher Stamm­tisch 13
    Und den bewer­ben wir in etwa mit folgen­den Worten: Im Fokus der Tref­fen steht nicht nur das Grund­ein­kom­men sondern auch die gegen­wär­ti­ge und zukünf­ti­ge Entwick­lung in Finanz­welt, Wirt­schaft, Poli­tik, “Sozi­al­staat”, Gesund­heits­we­sen und Ökolo­gie. Wir arbei­ten an Alter­na­ti­ven für eine demo­kra­ti­sche Zukunft.
    Wir tref­fen uns immer am Drei­zehn­ten eines Monats, weil fünf vor Zwölf längst vorbei ist und es – vor dem Hinter­grund der Entwick­lun­gen – schon Drei­zehn geschla­gen hat. 

    Darf Ihnen und sagen und hoffent­lich hören einige andere auch zu.
    Der Termin entwi­ckelt sich hier in Ulm zur Renner. Und es kommen immer neue Leute. Und wenn’d frägst warum, heißt die Antwort: „Das 13 ist hängen geblieben“.

    Denke es wäre nicht schlecht in diesem Sinne die 13 zu instru­men­ta­li­sie­ren und auch an ande­ren Orten selbi­ges zu platzieren.

    ( War jetzt aber auch ein bischen Werbung ;-)

  2. Barbara Fichtner sagt:

    Ich habe die Beiträ­ge aufmerk­sam gele­sen und finde sie sehr gut. Ich kann erken­nen, dass sich umge­hend etwas in unse­rem Geld­sys­tem – und nicht nur da – ändern muss, doch wie und wann soll das gesche­hen. Wir stel­len immer alle fest, wie es wirk­lich aussieht, die Zustän­de verschlim­mern sich – für den „Normal­sterb­li­chen“ zuse­hens, die Natur wird ruiniert, alle reden davon aber keiner macht wirk­lich was. Es ist nicht 5 vor 12, es ist bereits 1 vor zwölf.Es müßte viel mehr in den Medien unter­nom­men werden, damit die Menschen das endlich mal begrei­fen. Ich hoffe auf eine Nach­richt Ihrerseits.

    MfG

    B. Ficht­ner

  3. Das System

    Ganz unten ochsen die Verlierer,
    sie nehmen Spott devot in Kauf.
    Noch singen sie nur brave Lieder,
    noch fängt das Netz sie scho­nend auf.
    Gewetzt sind tausend Zeigefinger,
    verspot­ten und verhöh­nen sie:
    „Ihr Schnor­rer, Harzer, Bett­ler, Trinker
    verschleu­dert Geld und Energie.“

    Am Ober-Rand des Bodensatzes,
    gedeiht die Saat der Fleißkultur.
    Hier sprießt der Quell des Wirtschaftsschatzes,
    hier jubi­liert die Konjunktur.
    Man schmei­chelt jener „Mittel­klas­se“,
    auf dass sie weiter funktioniert.
    Die Tech­nik bittet sie zur Kasse,
    am Ende wird sie abserviert.

    Das Fußvolk nennt sich Machtelite
    und hält die Glie­der in Funktion,
    vergibt Vertrau­en und Kredite
    und nährt die letzte Illusion.
    Poli­ti­ker und Wirtschaftsbosse
    bedie­nen die gehei­me Macht.
    Ein Nasen­rümp­fen, hoch zu Rosse,
    das hielt den Pöbel stets in Schach.

    Ganz oben hausen Unsichtbare,
    das Geld fließt ihnen laut­los zu.
    Sie machen jedes Gut zur Ware,
    sie kennen dabei kein Tabu.
    Der Adel scheut den Ruhm der Macher,
    versteckt sich stumm im Hintergrund.
    So schla­fen alle Widersacher,
    so wähnt der Staat sich kerngesund.

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