Die Grenzen des Tellerrands

Dr. Thomas Gambke, Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­ter für die Grünen, derzeit Mitglied in der 2011 vom Bundes­tag einge­setz­ten Enquete-Kommis­si­on „Wachs­tum, Wohl­stand, Lebens­qua­li­tät – Wege zu nach­hal­ti­gem Wirt­schaf­ten und gesell­schaft­li­chem Fort­schritt in der Sozia­len Marktwirtschaft“

hat die rich­ti­ge Einstel­lung, um in einer solchen Kommis­si­on mitzu­wir­ken und sie zu wahr­lich neuen poli­ti­schen Konzep­ten zu führen:

Für mich als Natur­wis­sen­schaft­ler ist klar, dass es in einer begrenz­ten Welt kein unbe­grenz­tes Wachs­tum geben kann. 

Doch ist er damit in diesem „Think Tank“ eine – aus Sicht der Bürge­rin­nen und Bürger – löbli­che Ausnah­me. Ich vermu­te Dr. Hermann Ott von den Grünen ist eine weitere.
Die Mitglie­der der Kommis­si­on als Ganzes sind aber offen­bar nicht in der Lage, auch nur annä­hernd dem in ihrem eige­nen Arbeits­ti­tel gestell­ten Anspruch gerecht zu werden, denn laut einem Bericht von Dr. Grambke ist es offen­bar auf poli­ti­scher Ebene unmög­lich die Begrenzt­heit der Erde als Anlass zu nehmen, über Gren­zen des Wachs­tums, insbe­son­de­re des BIP, nach­zu­den­ken. Statt­des­sen schwelgt man in den meis­ten Köpfen dieser Exper­ten noch in Sphä­ren der „Ressour­cen-Effi­zi­enz“, eines längst über­holt geglaub­ten Relikts aus dem Anfang der 90er Jahre des letz­ten Jahrhunderts.
In den vergan­ge­nen 20 Jahren hat trotz stets stei­gen­der Effi­zi­enz welt­weit der Ressour­cen­ver­brauch drama­tisch zuge­legt. Wenn alle Menschen einmal still in der Sonne stehen und flach atmen, haben wir eine Ressour­cen­ef­fi­zi­enz von 100% erreicht, wenn sie gleich­zei­tig in der Lage sind, sich alle Bedürf­nis­se zu befriedigen. 

Es ist eindeu­tig: Um an vernünf­ti­ge Lösun­gen zu kommen, wie eine Wirt­schaft aufhö­ren kann zu wach­sen und es den Menschen gleich­zei­tig nicht schlech­ter geht, führt kein Weg an einer inten­si­ven Beff­as­sung mit dem Geld­sys­tem vorbei. Noch­mal Zitat Dr. Grambke:

Die Gren­zen werden aber auch deut­lich im sozia­len Bereich: Mate­ri­el­ler Wohl­stand lässt sich nicht belie­big vermeh­ren; Wohl­stand und Lebens­qua­li­tät werden auch durch die Vertei­lung von Vermö­gen und Einkom­men bestimmt.

Daraus muss ein Infra­ge­stel­len des elemen­ta­ren Wachs­tums­trei­bers folgen, nämlich dem system­be­ding­ten expo­nen­ti­el­len Wachs­tum der Geld­ver­mö­gen. Doch dieses Eisen ist dann vielen verant­wort­li­chen Poli­ti­kern ganz offen­sicht­lich zu heiß.
Das lässt nur einen Schluss zu: Von allen Verant­wort­li­chen, die das heute schon rich­tig sehen und über die Gren­zen dieses Teller­rands blicken können, ist Mut gefragt. Mut, unter den Kolle­gen eine klare Stel­lung zu bezie­hen, auch unter Inkauf­nah­me von Nachteilen.
Und aus Sicht der Bevöl­ke­rung braucht es eine Mobi­li­sie­rung der Kräfte für eine Erneue­rung des Geld­sys­tems, denn ohne Druck von unten, wagen sich die aller­meis­ten Poli­ti­ker nicht einmal in die Nähe von geis­ti­gen Tellerrändern.

Eine Antwort

  1. Antje K. Heyer sagt:

    Sehr geehr­ter Herr Bangemann,

    vielen Dank für die deut­li­chen Worte, denen ich zustim­me. Haben Sie eine Idee, wie die von Ihnen ange­spro­chen­e­ne Mobi­li­sie­rung der Kräfte für eine Erneue­rung des Geld­sys­tems ausse­hen könnte?

    Mit freund­li­chen Grüßen

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